
Volti
1. – 10. April 2022
Hinterm Stacheldraht
Alltag im Stalag VII A
Als eines der Mittel, Kriegsgefangenschaft zu überstehen, erweist sich das Kunstschaffen in den Lagern. Auch in Moosburg stellt es sich daher ebenso vielfältig wie interessant dar. Der Bogen spannt sich von der Dokumentation des Umfelds bis zur psychologischen Studie, von der zügig angefertigten Skizze bis zum perfekten Ölgemälde. Laien engagierten sich ebenso wie in ihren Heimatländern ausgebildete Künstler.
Letztlich zeigen die Kunstwerke nicht nur Umgebung und Alltag der Kriegsgefangenen, sondern ebenso deren tief-greifende Ängste und Nöte.
Jacques Bertrand, „les poux“ (die Läuse)
29. April – 8. Mai 2022
Traum und Trauma
Hoffnung und Leid im Stalag VII A
Das Erleben der Kriegsgefangenschaft wirkte auf viele traumatisierend. Treffend eingefangen hat v.a. Jacques Bertrand die Leiden seiner Kameraden vom Antreten zum Abzählen über die Essensverteilung als Taktgeber im gleichtönigen Alltag bis hin zu den ersehnten Briefen und Liebesgaben aus der Heimat. Rückzugsmöglichkeiten oder gar Intimsphäre gab es in und um die Großraum-Baracken nicht – ein permanenter Ausnahmezustand, dem letztlich nur mit viel Ablenkung beizukommen war.
Georg Hummitzsch
27. Mai – 6. Juni 2022
Die Gezeichneten
Gesichter des Lagers im Stalag VII A
Einen Spiegel zur Seele oder zumindest eine Annäherung an andere Menschen stellen die vielen im Stalag VII A entstandenen Porträts dar. Hier stechen, auch aufgrund ihrer Anzahl, die Bildnisse der Kolonialsoldaten hervor. Deutsche Bewacher und deren Angehörige finden sich ebenso wie sowjetische Kriegsgefangene.
Obwohl bei einigen Porträts latenter Rassismus mitgeschwungen haben mag, stellte das Kunstwerk für die Porträtierten eine Art Selbstversicherung in der Ungewiss-heit des Krieges dar: „Ich werde gezeichnet, also bin ich.“
Hartig, Internierungslager
30. September – 9. Oktober 2022
Unter Verdacht
„Automatic arrest“ im Internierungslager Nr. 6
In das bereits heruntergekommene Lager des Stalag VII A kamen fast unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die ersten Deutschen zur Entnazifizierung. Auch sie suchten nach Beschäftigungsmöglichkeiten und fanden sie wiederum in der Kunst.
Die Lager-Ansichten schwanken zwischen Trostlosigkeit und Zweckoptimismus. In den erhalten gebliebenen Porträts begegnen uns ernst blickende Menschen, die ihr Schicksal zu hinterfragen scheinen.
© Repros aller Kunstwerke: Stadtarchiv Moosburg